29 Okt Kapitel 11: Rollenwechsel – Einführung
Gedanken, Emotionen, Aussagen und Gespräche können in jeder Sprache aus unterschiedlichen Perspektiven wiedergegeben werden: Aus einer distanzierten oder einer direkten Perspektive. In gesprochenen (und geschriebenen) Sprachen werden die beiden Perspektiven als indirekte und direkte Rede bezeichnet. Ähnlich funktioniert dies in Gebärdensprachen: Sie unterscheiden zwischen Erzähl-Perspektivefolgt noch. und Teilnehmenden-Perspektivefolgt noch..
Durch die direkte Rede entsteht der Eindruck, dass Aussagen, Gespräche usw. unvermittelt und szenisch wiedergegeben werden.
Die DSGS benutzt, wie die meisten Gebärdensprachen, häufig diese Teilnehmenden-Perspektivefolgt noch.. Realisiert wird sie durch den sogenannten Rollenwechselfolgt noch..
Im Unterschied zu gesprochenen (und geschriebenen) Sprachen können in Gebärdensprachen auch Handlungen, also nicht-verbale Aspekte eines Ereignisses, aus einer direkten, aus der Teilnehmenden Perspektive dargestellt werden: Die gebärdende Person kann die Handlung oder (Fort-)Bewegungfolgt noch. einer Person oder eines Tieres sowie die Funktionsweise eines Objektes auf diese Art und Weise wiedergeben beziehungsweise imitieren. In Gebärdensprache gibt es also den konstruierten Dialogfolgt noch. (constructed dialog, CD) und die konstruierte Handlung (constructed action, CA), wobei sich beide Techniken überlappen können. Der Begriff «konstruiert» verweist darauf, dass eine Äusserung oder eine Handlung für die aktuellen Adressat:innen rekonstruiert wird.
Der Blickfolgt noch. der gebärdenden Person ist bei der Teilnehmenden-Perspektivefolgt noch. nicht auf die Adressat:innen gerichtet und das ICH repräsentiert immer diejenige/n ReferentReferent bezeichnet das Referenzobjekt in der aussersprachlichen Wirklichkeit, auf das sich der/die Gebärdende mit einem Gebärdenausdruck bezieht und dadurch identifizierbar…:innen, deren Rollefolgt noch. die gebärdende Person gerade übernimmt. In der Erzähl-Perspektivefolgt noch. bezieht sich das ICH immer auf die gebärdende Person selbst, ihr Blickfolgt noch. richtet sich in der Regel auf die Adressat:innen.
Hinweise auf einen Rollenwechselfolgt noch. sind u.a. die Wiedergabe der tatsächlichen physischen Positionen, der hierarchischen Verhältnisse und der räumlichen Perspektiven.
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