Gewünschter Detaillierungsgrad

In Gebärdensprache gibt es eine gewisse Freiheit bezüglich Wahl der Verbart. Ein Inhalt kann sowohl durch ein einfaches Verb, ein übereinstimmendes Verb oder durch eine produktive Verbform umgesetzt werden. Je detaillierter etwas wiedergegeben werden soll, desto höher ist der Anteil an produktiven Verbformen. Es folgen Beispiele mit unterschiedlichen Verbarten:

 

(a) ICH  GERN  WASSER  TRINKEN  ||00:27-00:30

‘Ich trinke gerne Wasser.’

 

Die Information in diesem Beispiel (a) ist allgemein gehalten.

 

(b) ICH  GERN  WASSER  ICH  PROD-drehen(Wasserhahn+Rolle:aus dem Wasserhahn trinken)   ||00:35-00:38

‘Ich trinke Wasser gerne direkt vom Wasserhahn.’

 

In diesem Beispiel (b) wird genau angegeben, welche Art von Wasser und wie dieses gerne getrunken wird: Leitungswasser direkt vom Wasserhahn, nicht aus einem Glas. Das Hinzufügen einer produktiven Verbform zu einem einfachen Verb liefert zusätzliche Informationen.

 

(c) ICH ARBEITEN | PROD-tippen(+Rolle)  ||01:01-01:03

‘Ich bin am Arbeiten.’

 

‘ARBEITEN’ gehört in der Regel zu den einfachen Verben. In diesem Beispiel (c) wird die Tätigkeit des Arbeitens jedoch spezifiziert (arbeiten am Computer) durch den Rollenwechsel und das Hinzufügen einer produktiven Verbform (Handhabung der Tastatur).

 

Die Spezifizierung der Tätigkeit des Arbeitens ist auch in folgendem Beispiel ersichtlich:

 

(d) ICH ARBEITEN | PROD-streichen(Wand + Rolle)  |  PROD-staubsaugen(+Rolle)  ||01:19-01:23

‘Ich streiche die Wände und sauge den Boden.’

 

Rollenwechsel und produktive Manipulationsverben vermitteln, dass die Arbeit aus dem Streichen der Wände und dem Staubsaugen besteht.

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