Kapitel 1: Einleitende Bemerkungen

Gebärdensprachen sind, wie gesprochene Sprachen, natürliche Sprachen, da sie an weitere Generationen weitergegeben werden (d.h. von Kindern erlernt werden können). Gebärdensprachen erfüllen auch eine Vielzahl von kommunikativen Funktionen. Man kann zum Beispiel nicht nur mit Freunden plaudern und Scherze machen, sondern auch lügen, Gefühle ausdrücken, komplexe Argumente vorbringen, technische Geräte beschreiben, formale Vorträge halten, in einem Vorstellungsgespräch Fragen stellen, Gedichte machen und beten.

Hier wird kurz beschrieben, welche linguistischen Strukturen für diese kommunikativen Funktionen verwendet werden. Diese Grundkonzepte gelten für alle Gebärdensprachen, die bisher erforscht worden sind. Da Gebärdensprachen auch in der Schweiz lange Zeit nicht als «echte Sprachen» anerkannt waren, wurden diese linguistischen Strukturen in der Vergangenheit nicht für die Gebärdensprachen verwendet. In den 1980er Jahren begannen die gehörlosen Gebärdenden in der Schweiz jedoch, richtig stolz auf ihre Sprachen zu werden und sich für ihre offizielle Anerkennung einzusetzen. Zur gleichen Zeit begann die Forschung an der Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS). Das Verständnis, wie diese linguistischen Konzepte auf DSGS anzuwenden sind, war wichtig für die Entwicklung mehrerer Forschungsprojekte zu dieser Sprache sowie für die Entwicklung von Ausbildungsprogrammen für DSGS-Lehrer/innen und Dolmetscher/innen.²

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