Das Fingeralphabet ist ein Hilfsmittel, welches auf der Schriftsprache basiert und dazu dient, die einzelnen Buchstaben eines Wortes/des Alphabets mit unterschiedlichen Handkonfigurationen nachzubilden. Die Schreibweise eines Wortes jeder beliebigen Sprache kann auf diese Weise buchstabiert und somit vom Gegenüber besser abgelesen und erfasst werden.

Unterschiedliche Länder haben ähnliche oder auch ganz unterschiedliche Systeme von Fingeralphabeten entwickelt; es existieren sowohl einhändige wie auch zweihändige Fingeralphabete.
Auf folgendem Bild ist das Fingeralphabet der deutschen Schweiz dargestellt. Es findet unterschiedliche Verwendung und hat sich im Laufe der Zeit in gewisser Weise in die DSGS integriert. Wie es dazu gekommen ist, dass ein Hilfsmittel wie das Fingeralphabet eine natürliche Sprache wie die DSGS beeinflusst und zu geringfügigen Veränderungen der DSGS geführt hat, wird im Folgenden erläutert.

Auf dem untenstehenden Bild ist das Fingeralphabet (ABC) zu sehen. Es wird von den Benutzenden der DSGS auf verschiedene Weise verwendet. Im Folgenden werden die Entstehung und Entwicklung des Fingeralphabets im Laufe der Zeit, seine Aufgaben und Funktionen besprochen und es wird aufgezeigt, inwiefern das Fingeralphabet Einfluss auf die DSGS genommen hat.

Jedem Buchstaben des Alphabets entspricht eine eigene Handkonfiguration. Für die Umlaute Ä, Ö und Ü sowie die Buchstabenkombinationen CH und SCH existieren ebenfalls eigene Handkonfigurationen.

(a) Ä – 00:15
(b) Ö – 00:18
(c) Ü – 00:20

(d) CH – 00:24
(e) SCH – 00:27

In der Regel zeigt beim Ausführen des Fingeralphabets die Handfläche der dominanten Hand in der Höhe des Oberkörpers in ruhiger Position nach vorne. Ausnahmen davon bilden zum Beispiel die Buchstaben(kombination) C und CH (Handfläche zeigt nach links beziehungsweise nach rechts), G und H (Handfläche zeigt Richtung Körper) oder P und Q (Handfläche zeigt nach links beziehungsweise nach rechts).

Es folgen vier Beispiele zu fiktiven Aussagen, eingeleitet mit lexikalisierten Gebärden (a, b1, b2, c)

 

(a) IX-1(ICH)   NORMAL   IXa   STELLLE   IX-1   MÖGEN   ARRBEITEN  IXa   ABER   ICH   SCHON DA ARBEITENb   IXb  ||   – 00:03-00:10

‘Ich würde diese Stelle sehr gerne annehmen, aber ich habe schon Arbeit.’

 

(b1) NORMAL   IX-1(ICH)   MÖGEN   ICH   HELFEN   ZÜGELN   ABER   ICH   WOHNEN  SCHON ANDERS   LAND   IXa(hier)   I   SCHADE   ||   – 00:10-00:18

‘Ich würde gerne kochen, aber heute bin ich zu müde.’

 

(b2) IX-1(ICH)   MÖGEN   KOCHEN   ABER   ICH   HEUTE   ICH   LASSEN/FERTIG   MÜDE   ICH   II   – 00:18-00:26

‘Ich würde gerne kochen, aber heute bin ich zu müde.’

 

(c) WENN   WIR-ZWEI   GLEICH   LAND   WOHNEN   I   ICH   «W»   GERNE   HELFEN   ZÜGELN   PALM-UP  ||   – 00:26-00:38

‘Wenn wir beide im gleichen Land leben würden, würde ich sehr gerne beim Umzug helfen. Aber … !’

Einleitender Satz, der die Fiktion ankündigt:

Die lexikalisierten Gebärden müssen jedoch nicht zwingend benützt werden. Die Fiktion kann ebenfalls durch unterschiedliche einleitende Sätze angekündigt werden. Ein mögliches Beispiel dazu:

 

(d) NICHT++   WIRKLICH   NUR   BEISPIEL   PFF-ERFUNDEN   PALM-UP   >  WENN   IX-2   EIN   MILLION   GEWINNEN   I   DANN   IX-2   W?    I    HAUS   KAUFEN   ODER   WEGGEHEN   etc..II   – 00:40-00:52

‘Das Folgende ist nicht real, nur ein Beispiel, nur ausgedacht: Wenn du 1 Million gewinnen würdest, was würdest du damit machen, ein Haus kaufen oder weggehen?’

Zunächst ein Beispiel einer realen Aussage:

 

(a) IX-1(ICH)   HEUTE   ARBEITEN    ABER   BIS   VIER-UHR   DANN   ICH   MUSS   ICH   GEHEN  ||   – 00:09-00:14

‘Heute arbeite ich, aber nur bis 4 Uhr, dann muss ich gehen.’

 

Lexikalisierte Gebärden

Um eine fiktive Aussage einzuleiten, können unterschiedliche lexikalisierte Gebärden – mit oder ohne Mundbild – benutzt werden:

 

(b) ‘NORMAL’   – 00:31-00:32

(c) ‘MÖGEN’ + «W» mit/ohne Mundbild ‘wäre’ oder ‘würde’   – 00:33-00:40

Die Fiktion kann mittels lexikalisierter Gebärden oder mit nichtmanuellen Komponenten ausgedrückt werden. Werden lexikalisierte Gebärden verwendet, so stehen sie je am Anfang der beiden Sätze des Satzgefüges.

 

Es ist ebenfalls möglich auf die lexikalisierten Gebärden zu verzichten, indem die Fiktion in einem einleitenden Satz angekündigt wird.

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