Es gibt viele unterschiedliche lexikalisierte Gebärden, um eine Nachzeitigkeit (‘dann’, ‘nachher’, ‘danach’, ‘anschliessend’ etc.) auszudrücken (einige davon sind ein- oder zweihändig möglich):

 

(a) ‘DANN’ (verschiedene Varianten)   00:10-00:25

 

Eine Zeitabfolge beziehungsweise ‘dann’, ‘nachher’, ‘danach’, ‘anschliessend’ etc. kann ebenfalls mit nichtmanuellen Komponenten (Kopf, Oberkörper), mit PALM-UP – manchmal begleitet von einer leichten Bewegung des Kopfes und des Oberkörpers nach vorne oder zu einer Seite – und Pausen im Sprachfluss ausgedrückt werden:

 

Nichtmanuelle Komponenten   00:28-00:29

Es folgt ein Beispiel mit lexikalisierten Gebärden (a) und eines ohne (b):

 

(a) ZUERST   IX-2   AUFGABEN   MACHEN   DANN   DÜRFEN   DRAUSSEN   SPIELEN   ||    00:02-00:07

‘Zuerst machst du die Aufgaben, dann darfst du draussen spielen.’

 

(b) IX-1(ICH)   ZUERST   POSS-1   CHEF   IX-1(ICH)   BESPRECHEN   IX-1(ICH)  1-INFORMIEREN-2pl   ||    00:10-00:15

‘Zuerst bespreche ich mich mit meinem Chef/meiner Chefin, dann informiere ich euch/Sie.’

Es gibt untergeordnete, abhängige Sätze, welche über die Bedingung eines Geschehens/einer Handlung im Matrixsatz informieren und die Bedingung und die Folge zusätzlich zeitlich einordnen.

 

(a) ‘ZUERST’‘DANN’    00:17-00:19

Der untergeordnete Satz (‘zuerst’) muss mit der lexikalisierten Gebärde ‘ZUERST’ beginnen; der Folgesatz kann mit der lexikalisierten Gebärde ‘DANN’ oder durch nichtmanuelle Komponenten wie Mimik oder Kopfnicken/Kopfschütteln eingeleitet werden.

(a) GESTERN   IX-1(ICH)   TREFFEN   POSS-1   KOLLEGE   I  CD:  WENN   IX-2(3)

Kopfschütteln_

KOMMEN   DANN   IX-1(ICH)   HEIMGEHEN   ||    00:10-00:07

‘Gestern habe ich meinen Kollegen/meine Kollegin getroffen. Kommt er/sie nicht, dann gehe ich nach Hause.’

oder

‘Gestern habe ich meinen Kollegen/meine Kollegin getroffen. Wenn er/sie nicht gekommen wäre, dann wäre ich nach Hause gegangen.’

 

Klarer ist folgendes Beispiele, in denen die lexikalisierte Gebärde ‘WENN’ benutzt wird.

 

(b) GESTERN   IX-1(ICH)    KOLLEGE   TREFFEN   I  CD:  (ohne WENN)– IX-2(3)  KOMMEN   (ohne DANN)   IX-1(ICH)   HEIMGEHEN   ||    00:10-00:07

‘Gestern habe ich meinen Kollegen/meine Kollegin getroffen. Wenn er/sie nicht gekommen wäre, dann wäre ich nach Hause gegangen.’

Im folgenden Beispiel – die Aussage des ersten Satzes steht in der Vergangenheit – werden keine lexikalisierten Gebärden benutzt. Es ist daher nicht klar, ob es sich beim ersten Satz um eine Frage oder um einen wenn-Satz handelt:

 

(a) IX-2(DU)   SCHON   KOCHEN   IX-1(ICH)   BESTELLUNG   ABMELDEN   ||    00:12-00:18

‘Ah, hast du schon gekocht? Dann bestelle ich ab.’

oder

‘Wenn du schon gekocht hast, bestelle ich ab.’

 

 

Klarer sind folgende Beispiele, in denen die lexikalisierte Gebärde ‘WENN’ benutzt wird. Beispiel (b): entspricht Beispiel (a)

 

(b) WENN   IX-2(DU)   SCHON   KOCHEN   IX-1(ICH)   BESTELLUNG   ABMELDEN   ||    00:26-00:31

‘Wenn du schon gekocht hast, bestelle ich ab.’

 

Bezieht sich die Aussage des wenn-Satzes jedoch auf die Zukunft, so kann auf die lexikalisierten Gebärden ‘WENN’ und ‘DANN’ verzichtet werden:

 

(c) IX-2(DU)   HEUTE   ABEND   IX-2(DU)   KOCHEN   IX-1(ICH)   ESSEN   BESTELLEN   ABMELDEN  ||    00:44-00:51

‘Wenn du heute Abend kochst, dann bestelle ich das Essen ab.’

 

Im folgenden Beispiel ist nicht klar, ob sich die zweite Aussage auf die Vergangenheit oder die Gegenwart bezieht:

Beziehen sich die Aussagen des untergeordneten Satzes und des Matrixsatzes auf die Zukunft, so können die lexikalisierten Gebärden ‘WENN’ und ‘DANN’ weggelassen werden. Stehen die Aussagen beziehungsweise die Aussage im wenn-Satz in der Vergangenheit, werden oft die lexikalisierten Gebärden ‘WENN’ und ‘DANN’ benützt. So kann die Zeit, auf welche sich eine Aussage bezieht, also auch am Vorhandensein/nicht Vorhandensein der lexikalisierten Gebärden ‘WENN’ und/oder ‘DANN’ erkannt werden.

Werden wenn-dann-Sätze mit nichtmanuellen Komponenten umgesetzt, so werden im untergeordneten Satzes (wenn-Satz) oft die Augenbrauen hochgezogen und der Oberkörper neigt sich nach vorne. Im folgenden Satz (dann-Satz) senken sich die Augenbrauen wieder und der Oberköper richtet sich auf/neigt sich zurück. Wird ein persönlicher Kommentar zur Aussage abgegeben, kann es sich auch genau umgekehrt verhalten: Neigt sich der Oberkörper während des wenn-Satzes nach vorne, so drückt dies etwas Positives, etwas Unterwartetes, eine Erwartungshaltung aus. Neigt er sich während des wenn-Satzes nach hinten, so drückt dies eher etwas Negatives, eine Ablehnung, ein Abwarten aus, wie folgendes Beispiel zeigt:

 

(a)

Oberkörper: Hinten

WENN   IX-2(DU)   ARBEITEN   IXa  IXb   IXc   NEIN+   UNMÖGLICH   IXa  IXb   IXc

Oberkörper: Vorne

DANN   IX-1(ICH)   MACHEN   IXa  IXb   IXc  ||    00:38-00:45

‘Wenn du diese Arbeiten unmöglich erledigen kannst, dann übernehme ich sie.’

In den folgenden Beispielen wird derselbe Inhalt (‘Wenn das Wetter schön ist, gehen wir alle zusammen Velo fahren.’) unterschiedlich umgesetzt: Nur mit lexikalisierten Gebärden (a), mit lexikalisierten Gebärden und nichtmanuellen Komponenten in unterschiedlichen Kombinationen (b) und (c) sowie nur mit nichtmanuellen Komponenten (d).

 

(a) WENN   IXa(oben)   GUT   DANN   IX-1pl   ZUSAMMEN   VELO   PROD-fahren   ||    00:13-00:18

(b) IXa(oben)   GUT   DANN   IX-1pl   ZUSAMMEN   VELO   PROD-fahren   ||    00:20-00:25

c) WENN IXa(oben) GUT   IX-1pl   ZUSAMMEN   VELO   PROD-fahren   ||    00:26-00:31

d) IXa(oben) GUT I   IX-1pl   ZUSAMMEN   VELO   PROD-fahren   ||    00:31-00:37

 

Alle vier Möglichkeiten sind korrekt.

Wichtig dabei ist, dass während der Ausführung des untergeordneten Satzes (wenn-Satz) oft die Augenbrauen hochgezogen werden und sich der Oberkörper nach vorne neigt, um die Bedingung zu betonen. Im folgenden Satz (dann-Satz) senken sich die Augenbrauen wieder und der Oberkörper richtet sich auf/neigt sich zurück. Möglich ist aber auch, dass es sich genau umgekehrt verhält.

Es gibt untergeordnete, abhängige Sätze, welche darüber informieren, unter welcher Bedingung das Geschehen/die Handlung im Matrixsatz stattfindet. Diese Sätze können eingeleitet werden mit der lexikalisierten Gebärde ‘WENN’. Entsprechend beginnt der Matrixsatz mit der lexikalisierten Gebärde ‘DANN’ (verschiedene Varianten):

 

(a) ‘WENN’ ‘DANN’ (verschiedene Varianten)    00:16-00:20

Die lexikalisierte Gebärde ‘DANN’ sieht gleich aus wie die Gebärde ‘DANN’ im zeitlichen Sinne.

 

‘WENN’ und/oder ‘DANN’ können durch nichtmanuelle Komponenten (Haltung des Oberkörpers und Mimik) ersetzt werden. Neigt sich der Oberkörper im einen Satz nach vorne, so muss er sich im anderen nach hinten neigen oder umgekehrt. Die nichtmanuellen Komponenten drücken zudem aus, ob die gebärdende Person etwas Positives, Überraschung, Erstaunen (Oberkörper nach vorne) oder aber etwas Negatives, Distanzierung oder Ablehnung (Oberkörper zurück) empfindet.

Anstelle der lexikalisierten Gebärden werden während PALM-UP oft Kopf und Oberkörper zurückgeneigt. Zusätzlich kann die Mimik (nicht-grammatikalische / nonverbale Mimik) einen persönlichen Kommentar zur Aussage vermitteln. Diese wird oft gemacht.

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