Es existieren 3 mögliche Varianten der Frage ‘WARUM?’:

 

(a)                      (b)                               (c)

(a)  – 00:01-00:03

(b)  – 00:04-00:06

(c)  – 00:06-00:08

 

Die erste Variante (a) besteht aus der lexikalisierten Gebärde ‘WARUM?’. Die Finger bleiben geschlossen, die Gebärde wird vom Mundbild ‘warum’ begleitet. Die zweite Variante (b) besteht ebenfalls aus der lexikalisierten Gebärde ‘WARUM?’, wobei sich hier die Finger öffnen. Die dritte Variante (c) wird aus der Gebärde ‘PALM-UP(?)’ gebildet und vom Mundbild ‘warum’ begleitet. Die beiden ersten Varianten können mit der Gebärde ‘PALM-UP(?)’ ergänzt werden.

Ein Beispiel mit der Frage ‘WARUM’:

(d)

                                                                                                                                                    w-?

WARUM   IX-2  WILL  IX-2  ITALIENISCH  LERNEN  IX-2  |  PALM-UP(?) ||  00:17-00:20

‘Warum willst du italienisch lernen?’

(a)

WIEVIEL  00:00-00:03

 

Die Frage ‘wie viel?’ bezieht sich auf eine (An)Zahl, wie in folgenden Beispielen nachgefragt:

(b)

                                                                                     w-?

IX-2  WIEVIEL  IX-2  APFEL  SCHON  ESSEN  IX-2    ||  00:08-00:12

‘Wie viele Äpfel hast du schon gegessen?’

 

(c)

                                                                           w-?

Frage: WIEVIEL   ZEIT(Handgelenk)  JETZT  ||  00:13-00:16

Antwort: HALB   ZWEI-UHR(mb:uhr)

A: ‘Wie viel Uhr ist es?’

B: ‘Halb zwei Uhr.’

 

Folgende Umsetzungen der Frage ‘wie viel?’ als Kombination aus ‘WIE’ und ‘VIEL’ sind nicht korrekt (*):

 

(d)

*‘WIE’ + ‘VIEL’  (2 Varianten von ‘VIEL’)  – 00:20-00:20

(a) WIE LANGE

WIELANGE und PALM-UP(?)  00:00-00:04

 

Die Gebärde ‘WIE LANGE?’ setzt sich nicht aus den Gebärden ‘WIE?’ und ‘LANGE’ zusammen. Das ‘wie?’ ist nur auf dem begleitenden Mundbild ersichtlich. Anschliessend an die Gebärde ‘LANGE’ folgt die Gebärde ‘PALM-UP(?)’:

Mit der Frage ‘wie lange?’ wird nach einer Zeitdauer gefragt, daher kommen in solchen Fragesätzen oft Zeitmarker-Techniken (siehe Kapitel 12) zum Einsatz, wie folgende Beispiele veranschaulichen:

 

(b)

                                                                                                                w-?

WIELANGE  IX-2   ZEITMARKER ZL-C (Vergangenh.-jetzt)  SCHON  HIERBLEBEN  IX-2  || 00:20-00:25

‘Wie lange bist du schon hier?’

 

In diesem Beispiel (b) begleitet das Mundbild ‘wie lange’ die Gebärde ’DU’, LANGE’, ‘DU’ und den Zeitmarker.

 

(c)

                                                                                                                                      w-?

WIELANGE  IX-2   ZEITMARKER ZL-B (A-B Dauer)  FERIEN  IX-2  ZEITMARKER ZL-B (A-B Dauer)  ||  00:26-00:29

‘Wie lange hast du Ferien?’

 

In Beispiel (c) begleitet das Mundbild ‘wie lange’ die Gebärde ’DU’, LANGE’ und den Zeitmarker.

 

Nur in Einzelfällen folgt der Gebärde ‘WIE LANGE’ kein Zeitmarker.

Es gibt zwei mögliche Varianten der Gebärde ‘WIE’:

(a) – 00:00-00:02

(b) – 00:04-00:05

 

(a)                                 (b)

Mit der Gebärde ‘WIE?’ wird nach der Funktionsweise gefragt, beispielsweis danach, wie eine Kaffeemaschine zu bedienen ist:

(c)

                                                                                                                               w-?

WIE   ICH   KAFFEE   MASCHINE   PROD-Box   ICH  PROD-drücken  |  WIE  ||  00:12-00:17

 

Im Deutschen kann der Begriff ‘wie’ sowohl für eine Frage als auch für einen Vergleich (‘Sie sieht aus wie ihre Tante.’) stehen. Die DSGS nutzt für den Vergleich jedoch eine andere Gebärde (‘GLEICH’).

 

Da sich die Fragegebärde ‘WIE?’ auf die Funktionsweise bezieht, ist die Frage nach dem Namen in folgendem Beispiel nicht korrekt (*) gebildet:

(d)

                              w-?

*WIE  IX-2  NAME  ||  00:24-00:26

‚Wie heisst du?‘ / ‚Wie ist dein Name?‘

 

Korrekterweise wird diese Frage mit der Gebärde ‘PALM-UP(?)’ umgesetzt:

(e)

                                                            w-?

PALM-UP(?)  IX-2  NAME  PALM-UP(?)  ||  00:28-00:30

‚Wie heisst du?‘ / ‚Wie ist dein Name?‘

 

Bezieht sich die Frage allerdings auf die richtige Schreibweise eines Namens, so ist die Frage-Gebärde ‘WIE?’ angebracht:

(f)

                                                                                w-?

Frage: WIE  ICH  POSS-2  NAME  SCHREIBEN  |  WIE  ||  00:34-00:41

‘Wie schreibt man deinen Namen?’

 

In diesem Beispiel (f) buchstabiert die befragte Person anschliessend ihren Namen (B – E – A – T), so dass er korrekt notiert werden kann.

Auch im Falle der Frage ‘wohin?’ wird das Mundbild nicht aufgeteilt in ‘wo’ (zusammen mit der Gebärde ‘PALM-UP(?)’ und ‘hin’ (zusammen mit der Gebärde ‘HINGEHEN’).

 

Folgende Varianten sind korrekt:

(a) WOHIN  – 00:00-00:02

 

 

(b) WOHIN + PALM-UP(?)  – 00:10-00:12

PALM-UP(?) + WOHIN  + PALM-UP(?)

 

Die Gebärde ‘PALM-UP(?)’ kann der Gebärde ‚WOHIN?’ nachgestellt oder sowohl voran- als auch nachgestellt werden. Das Mundbild ‚wohin‘ begleitet im zweiten Fall die zweite und dritte Gebärde.

 

Ein Satz-Beispiel mit der Frage ‘wohin?’:

(c)

                                                                                                 w-?

IX-2  FERIEN  HINGEHENa  IXa  |  PALM-UP(?)  WOHIN  IX-2  ||00:16-00:19

‘Wohin gehst du in die Ferien?’

In diesem Beispiel wird die Gebärde ‘PALM-UP(?)’ zu Beginn der Gebärde ‘WOHIN?’ kurz gleichzeitig und einhändig ausgeführt. Das Mundbild ‘wohin’ begleitet die Gebärden ‘WOHIN?’ und ‘DU’.

Die Frage ‘woher?’ kann in DSGS auf unterschiedliche Weise umgesetzt werden: (a) Nur durch die Gebärde ‘WOHER?’ oder (b) in Kombination mit der Gebärde ‘PALM-UP(?)’.

 

(a) WOHER  – 00:00-00:02

 

Bei dieser Variante (a) wird die Gebärde ‚WOHER‘ vom Mundbild ‚woher‘ begleitet.

 

(b) WOHER  +  PALM-UP(?)

(c) PALM-UP(?) + WOHER + PALM-UP(?)   – 00:07-00:08

 

In Variante (b) wird die Frage ausgedrückt, indem die Gebärde ‘KOMMEN’ vom Mundbild ‘woher’ begleitet wird. Die Gebärde ‘PALM-UP(?)’ kann nachgestellt oder voran- und nachgestellt werden. Falsch wäre es, ‹woher?› auszudrücken, indem die Gebärde ‚WOHER?‘ (mit dem Mundbild ‹wo‘) gefolgt von der Gebärde ‘PALM-UP(?)’ (mit dem Mundbild ‹her›) produziert würde.

 

Ein korrektes Beispiel:

(d)

                                                 w-?

IX-2  PALM-UP(?)  WOHER   IX-2  ||00:07-00:08

‘Woher kommst du?’

 

Das Mundbild ‘woher’ kann alle Gebärden ab ‘WOHER?’ begleiten oder auch bereits die Gebärde ‘PALM-UP(?)’.

Die Frage nach dem ‘wo?’ wird durch die Gebärde ‘PALM-UP(?)’ mit Mundbild ‘wo’ ausgedrückt. Sie steht nicht allein; sie ist immer an einen Ort gebunden und wird daher gefolgt von einer Verortung im Raum (siehe Kapitel 2) beziehungsweise einer Indexierung auf eine solche. Einige Beispiele möglicher Verortungen im Raum:

 

(a) WO +  IXa   00:10-00:12

‚An welchem Ort?‘

 

(b) WO  + ORT  00:12-00:13

‚An welchem Ort?‘

 

(c) WO +  IXa / b / c (Oberkörper-Orte)   00:13-00:15

‚Wo am Körper?‘

 

Eine Frage nach dem ‘wo?’ könnte zum Beispiel folgendermassen aussehen:

 

(d)

                                                                        w-?

Frage:  WO?  IXa/b/c(Oberkörper-Orte)  SCHMERZEN  IX-2  ||

Antwort: ICH   IXa(Schulter) SCHMERZEN  ||  – 00:18-00:21

A: ‚Wo genau hast du Schmerzen?‘

B: ‚Hier, unterhalb des linken Schlüsselbeins.‘

 

Die Gebärde ‘WO?’ wird also gefolgt von einer Verortung im Raum. Das Zuweisen eines solch symbolischen Raums hat grammatikalische Bedeutung. Er kann die tatsächlichen räumlichen Gegebenheiten spiegeln (wie im Falle des Körpers), muss dies aber nicht.

Wie die Gebärde ‘WER?’ gebildet wird, ist generationenabhängig. Nachfolgend je zwei Varianten von älteren beziehungsweise jüngeren Gebärdensprachbenutzenden:

Varianten ältere Generation:

(a) WER (2 Varianten) – 00:02-00:05

 

Varianten jüngere Generation:

(b) WER (2 Varianten) – 00:13-00:16

 

Der Gebärde ‘PALM-UP(?)’, die durch das Mundbild ‘wer’ spezifiziert wird, folgt immer eine pronominale Referenz (siehe Kapitel 2):

 

Dazu 3 Beispiele:

 

(c) WER   PERSON

‘Wer ist diese Person?’ – 00:33-00:34

In diesem Beispiel (c) bezieht sich die Frage auf eine einzelne Person.

 

(d) WER   IX-3pl(Hf-5)

‘Wer sind diese Personen?’ – 00:34-00:36

Beispiel (d) fragt nach mehreren Personen.

 

(e) WER  GRUPPEa  INHALT etc.

‘Wer gehört zu dieser Gruppe?’ – 00:36-00:37

In Beispiel (e) wird nach der Gruppenzusammensetzung gefragt, also ebenfalls nach mehreren Personen.

 

Die Fragegebärde ‘WER?’ ist also immer an eine grammatikalische Person, an ein Subjekt oder Objekt, gebunden.

(a) PALM-UP(?)

(b) WAS

– 00:05-00:06

 

Wird die Gebärde ‘WAS?’ ohne Mundbild ausgeführt, so handelt es sich um die Gebärde ‘PALM-UP(?)’. Diese unspezifische Frageform gibt an, dass es sich um eine Frage handelt. Sie kann einer lexikalisierten Fragegebärde entweder nachgestellt oder sowohl voran- als auch nachgestellt werden.

Wird die Gebärde ‘PALM-UP(?)‘ aber vom Mundbild ‘was’ und von den nichtmanuellen Komponenten für Ergänzungsfragen begleitet, so wird explizit nach dem ‘was?’ gefragt (WAS?), wie folgende zwei Beispiele zeigen:

(c)

                                       w-?

WAS  IX-2  ESSEN  IX-2  ||  – 00:22-00:24

‚Was isst du?‘

 

(d)

                                                               w-?

WAS  IXa  BUCH  IXa  SCHREIBEN  ||  – 00:24-00:26

‚Um was geht es in diesem Buch?‘

Es gibt einige lexikalisierte Gebärden (manuelle Komponenten) für Ergänzungsfragen wie ‚WARUM?‘, ‚WIE?‘ etc. Diese Gebärden stehen selten allein. Sie sind in einen Kontext eingebunden und beziehen sich oft auf ein (nicht unbedingt näher bestimmtes) Subjekt, Objekt oder Verb. Die Frage im folgenden Beispiel ist daher nicht vollständig:

(a)

               w-?

*WO   STADT  ||  –  00:38-00:40

 

Vollständig ist die Frage dann, wenn ein Ort im Raum festgelegt und indexiert wird, wie dies in Beispiel (b) der Fall ist:

(b)

                                 w-?

WO  IXa  STADT  IXa ||  –  00:44-00:46

‘Wo befindet sich die Stadt?’

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