Zahlen werden meist mir der dH, dürfen aber auch mit der ndH gebärdet werden. Es ist auch möglich, Zahlen – nacheinander beziehungsweise abwechselnd – mit der dH und der ndH auszuführen:

a)
ndH:  EINS(oben-links)   ZWEI(unten-links)
dH:     DREI(oben-rechts)  VIER(unten-rechts)  
00:16-00:18
‚Diese ½, diese ¾ .‘

Die beiden Zahlen in Beispiel (a) werden an unterschiedlichen Positionen im Raum ausgeführt, dort, wo zuvor Referent:innen verortet wurden. Während die zweite Zahl gebärdet wird, hält die andere Hand die zuerst ausgeführte Zahl. Indem beide Hände in Gebrauch sind, bleiben beide Zahlen ersichtlich.

b)
dH:    DREI-IX-3pl(rechts)   IX(rechts)   JETZT    PRÜFUNG    IX(rechts)
ndH: VIER-IX-3pl(links) > >   4-IX-3pl(li)   MÜSSEN   WARTEN   IX(li)
00:23-00:28
‚Diese drei haben jetzt die Prüfung, diese vier müssen warten.‘

Auch in Beispiel (b) werden die Zahlen (‚drei‘ und ‚vier‘) an unterschiedlichen Orten im Raum ausgeführt. Während die ndH die zweite Zahl hält, macht die dH eine Aussage zur ersten Anzahl (‚diese haben jetzt die Prüfung‘). Anschliessend dann folgen weitere Erläuterungen zur zweiten Anzahl mit der ndH.

Eine Besonderheit stellen Brüche dar. Diese werden auf der vertikalen Ebene folgendermassen dargestellt:

(a) EIN(oben) – ZWEI(unten)  I   ZWEI(oben) – DREI(unten)  I  EINS(oben) – VIER(unten)   I  EINS(oben) – ZEHN(unten)   00:10-00:17

‚ ½  ⅔  ¼  ⅒ ‘

Der Zähler wird auf der Vertikalen oberhalb eines virtuellen Bruchstrichs, der Nenner unterhalb desselben gebärdet analog der schriftlichen Darstellung mit Bruchstrich. Zähler und Nenner werden üblicherweise mit einer leichten Vorwärtsbewegung ausgeführt; dies ist jedoch nicht obligatorisch.

Brüche können im Raum platziert und somit zuvor verorteten Referent:innen zugeordnet werden:

(b) EIN(oben-links) – ZWEI(unten-links)   I  ZWEI(oben-mitte) – DREI(unten-mitte)   I   EINS(oben-rechts) – FÜNF(unten-rechts)   00:30-00:33

‚Diese ½, diese ⅔, diese ⅕ .

Gebärden für Zahlen werden in der Regel im neutralen Raum ausgeführt. Sie können ebenso auf der horizontalen oder vertikalen Ebene an jenen Positionen ausgeführt werden, an denen zuvor Referent:innen verortet wurden, um den Bezug zu diesen herzustellen. Diese Möglichkeit, den dreidimensionalen Raum zu nutzen, verschafft viel Klarheit. Dazu einige Beispiele:

(a) ZWEI(links)   DREI(rechts)    VIER(mitte-vorne)   00:16-00:19
‚Hier (links) sind zwei …., hier (rechts) drei …., hier (vorne) vier … .‘

(b) 4-IX-3pl(links)   2-IX-3pl(rechts)    00:19-00:21
‚Hier (links) zu viert …, hier (rechts) zu zweit … .‘

Die gewählten Positionen in Beispiel (a) (links, rechts, vorne) und in Beispiel (b) (links, rechts) können dem realen Raum entsprechen oder rein grammatikalische Funktion haben (grammatikalischer Raum).

(c) ERS-TE    ZWEI-TE   DRIT-TE    00:22-00:25
‚Erstens …., zweitens …., drittens … .‘

In Beispiel (c) erfolgt eine Aufzählung auf der vertikalen Ebene von oben nach unten analog einer Rangliste.

(d) ERS-TE(links)   ZWEI-TE(rechts)   DRIT-TE(mitte)     00:25-00:26
‚Erstens …., zweitens …., drittens … .‘

In Beispiel (d) werden die einzelnen Aufzählungsglieder in Bezug gestellt zu zuvor auf der Horizontalen lokalisierten Referent:innen, indem die Aufzählungsglieder an den entsprechenden Orten ausgeführt werden.

(e) VIER-UHR(links-oben)    00:28-00:29
‚Vier Uhr dort auf der Uhr .‘

In Beispiel (e) wird der Bezug zum realen Raum deutlich: Die Gebärde ‚VIER UHR‘ wird in Richtung einer realen, aufgehängten Uhr ausgeführt.

In der Regel werden die einzelnen Aufzählungsglieder einer Aufzählung mit der dH ausgeführt. Sie dürfen aber auch mit der ndH ausgeführt und gehalten werden: Die dH ist dann frei, auf die einzelnen Aufzählungsglieder zu referenzieren und weitere Aussagen dazu zu machen:

(a)
ndH: ERS-TE    ZWEI-TE    DRIT-TE
dH :    IX               IX                    IX

‚Erstens …., zweitens …., drittens … .‘ 00:12-00:17

Ebenso besteht die Möglichkeit, die Aufzählungsglieder mit der dH auszuführen und die ndH jeweils dazu einzusetzen, die entsprechende Referenz zu halten. Dabei erfolgt keine Pronation des nicht dominanten Handgelenks:

(b)
ndH:  EINS                ZWEI                    DREI
dH:    ERS-TE  IX    ZWEI-TE  IX     DRIT-TE  IX

‚Erstens …., zweitens … .‘  00:24-00:29

Aufzählungen bis max. 10 (1., 2., 3., … 10.) werden mit einer sogenannte Supination ausgeführt (Einwärtsdrehen des Unterarms, wobei die Handfläche zunächst nach vorne zeigt und anschliessend zum Körper der gebärdenden Person hin gedreht wird. Die Bewegung verläuft also genau umgekehrt zur Bewegung bei den Zehnern (20, 30, 40, …):

(a) DRITT-TE   FÜNFT-TE   SIEB-TE   ZEHN-TE    00:22-00:27
‚Der/die/das dritte, fünfte, siebte, zehnte.‘

Ab dem 11. Aufzählungsglied ist zusätzlich eine der folgenden Gebärden erforderlich, um die Position innerhalb der Liste aufzuzeigen:

(b) DREIZEHN + Referenzmarker RM(Rang)   00:35-00:38
‚Der/die/das dreizehnte.‘

(c) RM(Liste/Reihenfolge)  – 00:39-00:40

Aufzählungen können mit räumlichen Aspekten kombiniert werden, wie folgende Beispiele (d, e, f) zeigen. Die räumliche Anordnung ist dabei kontextabhängig:

(d) ERS-TE   ZWEI-TE   DRIT-TE   VIERT-TE   FÜNFT-TE    00:51-00:55
‚Der/die/das erste, zweite, dritte, vierte, fünfte.‘

In diesem Beispiel (d) verläuft die Aufzählung vertikal von oben nach unten.

(e) ERS-TE(li-links)   ZWEI-TE(li)   DRIT-TE(mi)   VIER-TE(re)   FÜNF-TE(re-rechts)    00:55-00:57
‚Der/die/das erste, zweite, dritte, vierte, fünfte.‘

Die Aufzählung verläuft hier (e) horizontal von links nach rechts.

(f) ERS-TE(rechts)   ZWEI-TE(links)   DRIT-TE(mitte)    00:57-00:59

Die einzelnen Aufzählungsglieder können auch abwechselnd rechts und links im Raum ausgeführt werden (f), wenn dies dem Kontext oder den zuvor verorteten Referent:innen entsprich. 

Die Zahlen 1 bis 10 können zur Darstellung von Geldbeträgen inkorporiert werden. Dazu führt die aktive Hand (Beträge bis CHF 5) beziehungsweise führen beide Hände (Beträge ab CHF 6) bei Zeigen der entsprechenden Zahl die Bewegung aus, welche auch für die Gebärde ‚WOCHE‘ benutzt wird.

Zwei Beispiele:

(a) ZWEI-FRANKEN   FÜNFZIG    00:15-00:17
‚2 Franken 50 Rappen.‘

Das Mundbild ‚Franken‘ ist dabei obligatorisch. Dass es sich bei der nachfolgenden Zahl ‚FÜNFZIG‘ um Rappen handelt, ist eine logische Folgerung.

(b) ZEHN-FRANKEN    01:00-01:01
‚10 Franken.‘

Ohne Zahl-Inkorporation muss der Gebärde für die Zahl die Gebärde ‚FRANKEN‘ folgen:

(c) ZWEI   FRANKEN    00:45-00:46
‚2 Franken.‘

Beträge über CHF 10 erfordern zwingend die Gebärde ‚FRANKEN‘:

(d) ELF   FRANKEN    01:01-01:03
‚11 Franken.‘

Um die konkrete Anzahl Wochen, Monate oder Jahre anzugeben, kann die Gebärde für die entsprechende Zahl der Gebärde für die Zeiteinheit vorangestellt (g, h, i, j) oder in sie inkorporiert (d, e, f) werden.
Eine konkrete Uhrzeit (volle Stunde) kann auch angegeben werden ohne die Gebärde ‚UHR‘; die gebärdete Zahl muss dann aber mit einer spezifischen Bewegung ausgeführt werden (a, b, c).

Angabe der Uhrzeit durch Zahl und Bewegung

(a) VIER-UHR    00:10-00:11
‚Vier Uhr.‘

Die Gebärde ‚UHR‘ wird durch eine schnelle Hin- und Herbewegung der Gebärde ‚VIER‘ ersetzt. Das Mundbild ‚Uhr‘ ist dabei obligatorisch. Diese Variante ist effizient, da nur eine Gebärde benötigt wird.

(b) FÜNF-UHR    00:24
‚Fünf Uhr.‘

(c) SIEBEN-UHR    00:25
‚Sieben Uhr.‘

Angabe der Anzahl Wochen, Monate oder Jahre durch Inkorporation der Zahl

(d) ZWEI-WOCHE    00:38-00:39
‚Zwei Wochen.‘

(e) DREI-MONAT    00:40-00:41
‚Drei Monate.‘

(f) VIER-JAHR    00:42-00:43
‚Vier Jahre.‘

Auch die Inkorporation einer Zahl in die Gebärde für eine Zeiteinheit ist effizient; auch hier wird nur eine Gebärde benötigt.

Angabe der Anzahl Stunden, Wochen, Monate oder Jahre durch Voranstellen der Zahl

(g) VIER   UHR    00:18-00:19
‚Vier Uhr.‘

(h) ZWEI   WOCHE+    00:51-00:52
‚Zwei Wochen.‘

(i) VIER   MONAT+    00:53-00:54
‚Drei Monate.‘

(j) VIER   JAHR    00:54-00:55
‚Vier Jahre.‘

Da bei diesen Varianten (g, h, i, j) zwei Gebärden produziert werden, benötigt ihre Ausführung mehr Zeit.

Die Anzahl Referent:innen kann durch die Inkorporation der jeweiligen Zahl in das Personalpronomen angegeben werden. Das Personalpronomen mit inkorporierter Zahl wird jeweils an jenem Ort im Gebärdenraum ausgeführt, an welchem die Referent:innen zuvor verortet wurden. Dazu einige Beispiele:

(a) ZAHL-3-IX-3pl    00:11-00:12
‚Diese/die drei … .‘

(b) ZAHL-2-IX-3pl    00:12-00:14
‚Diese/die beiden … .‘

(c) ZAHL-3-IX-3pl(links)   ZAHL-5-IX-3pl (rechts)   GEGEN     00:15-00:18
‚Diese/die drei treten gegen diese fünf an.‘

In DSGS existieren folgende lexikalisierte Zahlgebärden:

(a) HUNDERT  oder 1-HUNDERT  – 00:10-00:12
‚Hundert.‘

In die Gebärde ‚HUNDERT‘ kann die konkrete Anzahl inkorporiert werden.

(b) TAUSEND  – 00:21-00:22
‚Tausend.‘

(c) MILLION  – 00:25-00:26
‚Million.‘

(d) MILLIARDE  – 00:28-00:29
‚Milliarde.‘

(e) BILLION  – 00:30-00:31
‚Billion.‘

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