Die Zeitlinie D wird diagonal von links nach rechts vor dem Körper dargestellt und trägt ihren Ursprung in der Zeitlinie B. Als Diagonale bietet sie mehr Platz und eignet sich zur Darstellung einer längeren Zeitdauer wie eines Lebenslaufs oder des beruflichen Werdegangs. Im Vergleich zu den anderen Zeitlinien wird die Zeitlinie D jedoch weniger oft benutzt.

Die Zeitlinie C kommt oft zur Anwendung. Sie führt die Zeitlinien A und B zusammen. Lexikalisierte Gebärden wie ‘NACH’, ‘VOR’, ‘DIESE’ orientieren sich in ihrer Bewegungsrichtung an dieser Zeitlinie.

Ein mögliches Beispiel:

 

dH:  IXZL-C Zeitpunkt a   ZWÖLF   AUGUST   aVORbrückwärts   aDIESEb   ICH  ARBEITEN   |

ndH: IXZL-C Zeitpunkt a       >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

 

dH: NACHHER   aVON-BISZL-C vorwärts   ICH  FERIEN  GEHEN  ||

ndH: ZEITMARKERZL-C a   >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

‘Bis zum 12. August arbeite ich, danach gehe ich in die Ferien.’   00:36-00:45

 

Dabei wird auf der Zeitlinie C zunächst der 12. August gesetzt und mit der passiven Hand mittels Index als Referenzpunkt gehalten, um zu erklären, was vor bzw. nach dem 12. August passiert.

Die Zeitlinie B wird verwendet, um eine Abfolge darzustellen. Gebärden wie ‘WOCHE’, ‘GERADE’, ‘ZWISCHEN’, ‘BIS’ sind nicht als Zeitlinie B zu verstehen, tragen ihren Ursprung aber in dieser Zeitlinie.

Die Zeitlinie B ermöglicht es beispielsweise, einen Monat als eine Art Masseinheit vor dem Körper darzustellen und diese wiederum in zwei weitere Einheiten zu unterteilen, wie folgendes Beispiel zeigt:

 

 

ICH   EIN   MONAT   ZEITMARKER ZL-B Abschnitt ganz  |

ICH   ZWEI-WOCHEZL-B links   ICH   ARBEITENZL-B links  |

dH:    DANN   ZWEI-WOCHEZL-B mitte bis rechts   ICH    FERIENZL-B rechts      ||

ndH:  ZEITMARKERZL-B mitte >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>||

‘In den ersten zwei Wochen dieses Monats arbeite ich, danach habe ich zwei Wochen Ferien.’   00:29-00:37

 

Derselbe Inhalt kann auch ohne räumliche Verortung auf der Zeitlinie B gebärdet werden:   00:46-00:50

Lexikalisierte Gebärden wie ‘GESTERN’, ‘MORGEN’, ‘HEUTE’, ‘DAMALS’, ‘SPÄTER’ haben ihren Ursprung in der Zeitlinie A, sind jedoch nicht mit der Zeitlinie A gleichzusetzen.

Die Zeitlinie A wird zum Beispiel ersichtlich, wenn die Gebärden ‘ZWEI-WOCHE’ in einem Bogen rückwärts über die Schulter ausgeführt wird. Dies bedeutet ‘Vor zwei Wochen’. Wenn nun die Gebärde ‘ZWEI-WOCHE’ in einem Bogen nach vorne über die Schulter – also ebenfalls auf der Zeitlinie A verortet – gebärdet wird, bedeutet dies ‘in zwei Wochen’. Die Zeitlinie A ist auch in folgendem Beispiel zu erkennen:

 

ICH   ZWEI-WOCHEZL-B-Zeitpunkt   |   ZWEI-WOCHEZL-B-Zeitdauer    FERIEN   ||

‘In zwei Wochen habe ich zwei Wochen Ferien.’  00:59-01:02

 

Mittels sogenannter Zeitlinien lässt sich Zeit im Raum darstellen. Es lassen sich damit präzise Zeitpunkte, mehr oder weniger genaue Zeitangaben (zum Beispiel ‘Um ca. zwei Uhr’), eine bestimmte Zeitdauer sowie Vor- und Nachzeitigkeit ausdrücken. Im Folgenden werden fünf verschiedene Zeitlinien unterschieden und weitere Raum-Zeit-Techniken erläutert.

Um eine Zeitangabe oder Zeitdauer noch klarer auszudrücken, wird nebst lexikalisierten Gebärden und nicht-manuellen Markern auch der Gebärdenraum genutzt.

Folgende drei Techniken werden unterschieden: Horizontal verlaufende Zeitlinien, Kombination dieser Zeitlinien und Darstellung der Zeit auf einer Vertikalen.

Im Folgenden werden die verschiedenen Techniken erläutert.

Eine abgeschlossene Handlung wird durch die lexikalisierte Gebärde ‘FERTIG’ oder ‘SCHON’ – mit oder ohne Mundbild (‘fertig’, ‘schon’) – angezeigt.

Die Gebärde ‘SCHON’ folgt meist nach der Handlung, kann aber auch vor dem Verb stehen.

FERTIG/SCHON (ohne Mundbild, mit Mundbild ‘fertig’, mit Mundbild ‘schon’   00:14-00:17

 

Eine noch andauernde Handlung muss nicht speziell gekennzeichnet werden, das Andauern kann aber durch die lexikalisierte Gebärde ‘NOCH’ verdeutlicht werden.

NOCH   00:29-00:30

 

Im Folgenden illustrieren die Beispiele, wie ‘FERTIG’/’SCHON’ und ‘NOCH’ in Satzstrukturen integriert sind:

 

(a) Handlung ohne Hinweis auf Abschluss

ICH   BUCH   LESEN  ||   00:35-00:38

‘Ich lese ein Buch.’

 

(b) Nicht-abgeschlossene Handlung (Frage-Antwort-Interaktion)

Frage:

DU   BUCH   LESEN   SCHON   DU jn?  ||   01:03-01:06

‘Hast du das Buch (schon) gelesen?’

Antwort:

ICH  NOCH-NICHT  |  ICH  NOCH  LESEN  ||01:07-01:10

‘Nein, ich habe es noch nicht gelesen. Ich bin noch am Lesen.’

 

(c) Abgeschlossene Handlung

ICH   BUCH   LESEN   FERTIG   ||   00:44-00:48

‘Ich habe das Buch gelesen.’

 

(d) Abgeschlossene Handlung (Frage-Antwort-Interaktion)

Frage:

DU   BUCH   FERTIG   LESEN    DU jn?    ||   00:54-00:56

‘Hast du das Buch (schon) gelesen?’

Antwort:

ICH   FERTIG   LESEN  ||   00:57-00:58

‘Ja, ich habe es gelesen.’

Lexikalisierte Gebärden wie ‘IMMER’, ‘OFT’, ‘MANCHMAL’/’AB UND ZU’ geben die Häufigkeit einer Handlung an. Sie beziehen sich auf ein Verb.

 

(a) IMMER   00:08

(b) OFT   00:09-00:10

(c) MANCHMAL   00:10-00:11

 

Dazu nachfolgende Beispiele:

 

ICH   IMMER   DONNERSTAG   ARBEITEN  ||   00:13-00:16

‘Ich arbeite immer donnerstags.’

 

Dieser Satz drückt eine Regelmässigkeit aus: Es wird jeden Donnerstag gearbeitet. Derselbe Inhalt kann etwas anders ausgedrückt werden. Der Satzbau verändert sich entsprechend:

ICH   DONNERSTAG   ARBEITEN   REGELMÄSSIG   ||   00:31-00:34

‘Ich arbeite immer donnerstags.’

 

Die Gebärde ‘REGELMÄSSIG’ wird gleichzeitig mimisch mit geschlossenen Lippen und aufgeblasenen Wangen begleitet. Diese Kombination aus Gebärde und Mimik ergibt ein Synonym für ‘immer. Die Gebärde ‘IMMER’ wird in diesem Beispiel weggelassen. Eine weitere mögliche Satzstruktur ist folgende:

 

ICH   IMMER   DONNERSTAG   ARBEITEN   REGELMÄSSIG  ||   00:43-00:46

‘Ich arbeite immer donnerstags.’

 

In diesem Beispiel werden sowohl die Gebärde ‘IMMER’ als auch die Gebärde ‘REGELMÄSSIG’ (mit entsprechender Mimik, am Satzende) benutzt. Diese Kombination wird verwendet, wenn die Regelmässigkeit einer bestimmten Handlung betont werden soll.

Eine bestimmte Bewegungsausführung der Gebärde für eine konkrete Zahl ermöglicht es, die Uhrzeit auf eine verkürzte Art und Weise darzustellen. Hierzu ein paar Beispiele:

 

(a) ZEHN   NACH   VIER-UHR   00:13-00:15

 

Bei ‘VIER’ erfolgt eine schnelle wiederholte horizontale Hin- und Herbewegung, welche stellvertretend für die Uhrzeit steht. Die Gebärde ‘UHR’ wird dabei durch die Realisierung des Mundbilds ‘fir ur’ ersetzt, welches bei dieser reduzierten Form obligatorisch ist. Ein weiteres Beispiel:

 

(b) ZWANZIG   VOR   DREI-UHR   00:35-00:38

 

Hier wird bei DREI die wiederholte Horizontalbewegung produziert und durch die Mundbilder ‘tswanzi for drei ur’ begleitet.

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