Es lassen sich Aussagesatz, Fragesatz und Aufforderungssatz (Befehl oder Wunsch) unterscheiden. In diesem Kapitel wird aufgezeigt, wie ein Aussagesatz gebildet wird. Wie aufeinanderfolgende Aussagen miteinander verbunden werden, wird in Kapitel 4 Aussagen verbinden erläutert.
Die Informationsstruktur ist die Art und Weise, wie verschiedene Arten von Informationen in der Struktur des einzelnen Satzes und von Satzgruppen (Diskurs) ausgedrückt werden. Dazu gehören die Annahmen der Gebärdenden darüber, was die Diskursteilnehmenden bereits wissen (bekannte Informationen) und was sie noch nicht wissen (neue Informationen). In vielen Gebärdensprachen und gesprochenen Sprachen werden die bekannten Informationen in der Regel am Anfang des Satzes und die neuen Informationen am Ende des Satzes ausgedrückt.
Bei der Betrachtung der Informationsstruktur in Gebärdensprachen ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass diese Sprachen dreidimensional sind.
Dinge, Personen und Ereignisse werden im GebärdenraumDer Gebärdenraum ist der dreidimensionale Raum, in dem die Gebärdensprache artikuliert wird. Er erstreckt sich so weit, wie die gestreckten… verortet und durch räumliche Bezüge zueinander in Beziehung gestellt. Die mit dem Körper erzeugten Aussagen wiederum werden über das Auge wahrgenommen. Die visuell-gestische Modalität der Gebärdensprachen hat Einfluss darauf, wie die zu vermittelnden Informationen in einem Satz oder Diskurs angeordnet werden (Informationsstruktur) und auf die Grammatik dieser Sprachen.
Die visuelle Wahrnehmung der Realität ermöglicht es Gebärdenden, einige Aspekte der realen Welt wie Zeitabläufe, Aussehen von Dingen und Personen sowie Handlungen nachzuahmen und nach bestimmten Regeln räumlich und visuell abzubilden.
Die Art und Weise, wie Informationen in DSGS strukturiert sind, in welcher Reihenfolge diese angeordnet werden, folgt dabei einem bestimmten Prinzip. Dieses Prinzip wird im Folgenden bezeichnet als „Vom Allgemeinen zum besonderen Detail“ oder „Vom Grossen zum kleinen Merkmal“ für Sätze, die physische Formen beschreiben: In einer Erzählung oder Beschreibung werden oft zuerst allgemeine Hintergrundinformationen vermittelt (bekanntes Wissen zur Herstellung des Kontextes) und dann folgen schrittweise spezifischere Informationen, wird auf Details fokussiert. Der Aufbau von Aussagesätzen folgt diesem Prinzip.
Aufgrund der Dreidimensionalität von Gebärdensprachen und ihrer visuell-gestischen Modalität lassen sich Informationen zu einem grossen Teil simultan vermitteln. Gebärdensprachen beinhalten aber auch lineare Elemente. Simultane und lineare Elemente werden auf spezifische Art und Weise miteinander kombiniert: Eine Aussage wird durch linear aufeinanderfolgende Einheiten gebildet. Jede dieser Einheiten wiederum setzt sich aus simultanen, also zeitgleich ausgeführten nichtmanuellen und manuellen Komponenten zusammen. So folgen sich simultan aufgebaute Elemente in linearer Abfolge.
In gesprochenen Sprachen werden gewisse Informationen der Kommunikation ebenfalls simultan vermittelt (Gesprochenes und Nicht-Gesprochenes oder ‚nonverbale’ Verhaltensweisen der Gesichts- und Handgesten); die einzelnen Wörter und Wortteile des Satzes jedoch sind linear angeordnet. In Gebärdensprachen ist der Anteil an Simultaneität viel grösser als dies bei Lautsprachen der Fall ist. In Lautsprachen ist die Abfolge von Wörtern und Wortteilen zudem recht genau festgelegt. In Gebärdensprachen besteht hier mehr Spielraum (s. Kapitel 3.20 und 3.30).
Das Prinzip, nach welchem Informationen in Gebärdensprachen angeordnet sind (Informationsstruktur), das Prinzip „Vom Allgemeinen zum besonderen Detail“ hat nichts mit physischer Grösse / Struktur zu tun. Das „Grosse / Allgemeine“ kann verstanden werden als der Rahmen, der Hintergrund oder der Kontext einer Erzählung oder Beschreibung, der zu Beginn aufgezeigt wird. Dies kann die Angabe des Themas sein, die Beschreibung der Situation oder des Ereignisses, des Ziels oder eines anderen wichtigen Aspekts einer Aussage. Nach dieser Einführung rücken detaillierte, spezifischere Informationen zu den beteiligten Personen, dem Ort des Geschehens, zum Wie usw. in den Fokus. Zum Abschluss wird oft noch einmal der Bogen zum grossen Ganzen / Allgemeinen geschlagen, zu dem zu Beginn eingeführten Kontext.
Zur Veranschaulichung des Prinzips der Informationsstruktur in Gebärdensprachen folgen drei Beispiele:
(a) BUS PROD-anhalten IX-1 WARTEN PROD-öffnen(Türe) IX-1 PROD-einsteigen || 00:09-00:14
‚Ich warte auf den Bus und steige dann in den angekommenen Bus ein.‘
(b) TISCH(re) PROD-Form(Schale) FRÜCHTE PROD-Menge(Früchte) KATZE PROD-sitzen(Katze auf Tisch, rechts) || 00:15-00:20
‚Die Katze sitzt rechts neben der Früchteschale auf dem Tisch.‘
(c) GESTERN IX-1 THEATER EINTRETEN IX-1 PROD-gehen-entlang (Saal) PROD-Menge (Menschen) IX-1 PROD-gehen(Sitzreihe) PROD-sitzen SCHAUEN | THEATER SCHÖN Geste(sehr) || 00:21-00:29
‚Gestern konnte ich mir das Theater auf einem Platz vorne im vollen Saal ansehen. Es hat mir sehr gut gefallen.‘
Alle Beispiele zeigen auf, dass in Gebärdensprachen zunächst das Hauptthema benannt und danach auf die Handlung fokussiert wird.
In Beispiel (a) wird zuerst der heranfahrende Bus thematisiert, anschliessend folgt der Handlungsablauf „auf den Bus warten – das Öffnen der Türe – das Einsteigen in den Bus“.
Beispiel (b) setzt zuerst den Tisch in den Raum, positioniert anschliessend die Schüssel darauf, füllt diese mit den Früchten und benennt erst zuletzt die Katze, welche rechts neben der Schüssel sitzt. In diesem Beispiel ist die visuelle Logik von Gebärdensprachen gut erkennbar: Da sich Schüssel und Katze auf einem Tisch befinden, können sie unmöglich zuerst platziert werden; sie würden sonst auf den Boden fallen. Diese Logik ist ebenfalls in Beispiel (a) ersichtlich: Es kann erst in den Bus eingestiegen werden, wenn dieser da ist, angehalten hat und sich die Türen geöffnet haben.
Beispiel (c) macht den gestrigen Theaterbesuch, welcher gefallen hat, zum Hauptthema. Erst danach folgt die Beschreibung des Theatersaals und des Erlebten beziehungsweise ein persönliches Statement dazu.
In diesem Kapitel wird der Aussagesatz genauer betrachtet. Innerhalb eines Aussagesatzes lassen sich unterschiedliche Einheiten (Satzglieder) unterscheiden: Subjektfolgt noch., Objektfolgt noch./e und Prädikat (Verbfolgt noch.). Ein vollständiger Minimalsatz muss mindestens ein Subjektfolgt noch. und ein Prädikat enthalten.
Ein Subjektfolgt noch. kann aus einer oder mehreren Gebärden bestehen. Zwingend vorhanden sein muss eine Pronominale Referenz (Indexfolgt noch., ICH, DU, ER/SIE/ES).
Im folgenden Beispiel (a) besteht das Subjekt-Satzglied aus 4 Gebärden:
(a) IX-3 PROFESSOR PERSON IX-3 00:23-00:25
‚Der Professor.‘
Die Reihenfolge dieser vier zum Subjektfolgt noch. zählenden Gebärden spielt eine untergeordnete Rollefolgt noch.. Da sie alle an derselben Stelle im GebärdenraumDer Gebärdenraum ist der dreidimensionale Raum, in dem die Gebärdensprache artikuliert wird. Er erstreckt sich so weit, wie die gestreckten… ausgeführt werden, sind sie als zum Subjektfolgt noch. gehörend identifizierbar. Diese räumliche Verortungfolgt noch. ist wichtiger als die Reihenfolge der einzelnen Gebärden.
Dasselbe Subjektfolgt noch. könnte auch mit nur 2 Gebärden (b) oder nur 3 Gebärden in unterschiedlicher Reihenfolge (c) gebildet werden, abhängig von den bereits bekannten Kontextinformationen:
(b) IX-3 PROFESSOR 00:48-00:49
‚Der Professor.‘
(c) PERSON IX-3 PROFESSOR 00:50-00:51
‚Der Professor.‘
(d) PROFESSOR IX-3 PERSON 00:53-00:54
‚Der Professor.‘
Ein Prädikat drückt eine Handlung, eine Aktion, ein Ereignis oder einen Ablauf aus. Es kann aus einem Verbfolgt noch. bestehen (einfaches, übereinstimmendes, produktives oder Modal-Verb) oder eine Eigenschaft / einen Zustand des Subjekts oder Objekts beschreiben.
Dazu einige Beispiele:
(a) IX-1 SCHLAFEN II 00:37-00:39
‚Ich schlafe.‘
Das Prädikat in Beispiel (a) besteht nur aus dem einfachen Verbfolgt noch. „SCHLAFEN“. Es darf mit weiteren Informationen angereichert werden, wenn die Handlung detaillierter wiedergegeben werden soll:
(b) IX-1 SCHLAFEN PROD-halten(Bettdecke) II 00:55-00:58
‚Ich schlafe unter der Decke.‘
Mit dem Hinzufügen der produktiven Gebärde wird das Hochziehen der Decke angezeigt. Damit wird ausgedrückt, dass die gebärdende Person im Bett liegt und schläft.
Im folgenden Beispiel wird mit dem Prädikat eine Eigenschaft beziehungsweise ein Merkmal einer Katze näher beschrieben:
(c) IXa KATZE PROD-Form(Ohrspitz) || 01:07-01:10
‚Die Katze hat spitze Ohren.‘
In Beispiel (d) wird der Zustand eines Subjekts durch das Prädikat ausgedrückt:
(d) IX-3 FRAU KRANK IX-3 || 01:30-01:32
‚Die Frau ist krank.‘
Zum Prädikat können also sowohl eine Handlung wie auch eine Eigenschaft oder ein Zustand gehören.
Wie das Subjektfolgt noch. kann auch das Objekt-Satzglied aus mehreren Gebärden bestehen und auch hier spielt die Reihenfolge der einzelnen Gebärden eine untergeordnete Rollefolgt noch..
Ein Objektfolgt noch. steht oft mit dem Prädikat oder Subjektfolgt noch. in Verbindung; zusammen bilden die drei Satzglieder den Aussagesatz.
Form und Aussehen eines Objekts finden sich im Prädikat wieder, wenn dieses eine produktive Gebärde enthält. Dazu folgendes Beispiel (a):
(a) IX-1 BUCH PROD-legen(Buch) || 00:43-00:45
‚Ich lege das Buch hin.‘
Die Gebärde „ICH“ ist in Beispiel (a) Subjektfolgt noch., die Gebärde „BUCH“ ist Objektfolgt noch. und die produktive Gebärde „BUCH HINLEGEN“ ist Prädikat. Die Handformfolgt noch. dieser produktiven Gebärde gibt die Form des Buches wieder, die Bewegungfolgt noch. die Handlung des Hinlegens, die Handstellungfolgt noch. die Lage des Buches und der Endpunkt der Bewegungfolgt noch. den Ort, wo sich das Buch schlussendlich befindet.
Bei der Anordnung von Subjektfolgt noch., Objektfolgt noch. und Prädikat innerhalb eines Satzes und ihrer Bezugnahme aufeinander sind also räumliche und visuelle Aspekte zu beachten.
Die Reihenfolge der einzelnen Gebärden innerhalb der Satzglieder Subjektfolgt noch., Objektfolgt noch. und Prädikat und auch die Reihenfolge zwischen diesen Satzgliedern sind beide bis zu einem gewissen Grad variabel. Die räumliche Logik und die Informationsstruktur der Gebärdensprache (s. Kapitel 3.10) sind diesbezüglich entscheidend. Beim Referenzieren auf das räumlich verortete Subjektfolgt noch. und/oder Objektfolgt noch. und bei der gegenseitigen Bezugnahme dieser Satzglieder aufeinander besteht jedoch kein Spielraum.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Satzglieder Subjektfolgt noch., Objektfolgt noch. und Prädikat (Verbfolgt noch.) innerhalb eines Aussagesatzes nacheinander anzuordnen.
Ein Satz besteht mindestens aus einem Subjektfolgt noch. und einem Prädikat in eben dieser Reihenfolge (S-V).
Wird er um ein Objektfolgt noch. erweitert, sind folgende Anordnungen (welche jeweils mit weiteren Informationen ergänzt werden können) möglich:
Hier wird das Prädikat (Verbfolgt noch.) am Schluss wiederholt.
Das Objektfolgt noch. steht vor dem Subjektfolgt noch. und Prädikat (Verbfolgt noch.), wenn auf dieses fokussiert, es also zum zentralen Thema gemacht wird.
Zu den unterschiedlichen Reihenfolgen einige Beispiele:
(a) S – O – V
IX-1 RESTAURANT 1EINTRETENa || 00:55–00:57
‚Ich gehe ins Restaurant.‘
(b) S – V – O
IX-1 1EINTRETENa RESTAURANT IXa || 01:04–01:06
‚Ich gehe ins Restaurant.‘
(c) S – V – O – V
IX-1 1EINTRETENa RESTAURANT IX-1 EINTRETENa IXa || 01:12–01:15
‚Ich gehe ins Restaurant.‘
Die Variante (c) unterscheidet sich von der Variante (b) nur durch die Wiederholung des Prädikats am Schluss des Satzes.
Die Beispiele (a), (b) und (c) unterscheiden sich inhaltlich nicht voneinander.
(d) O – S – V
RESTAURANT IXa IX-1 EINTRETENa || 01:19–01:22
‚Ins Restaurant gehe ich.“
Das Objektfolgt noch. steht hier bewusst an erster Stelle, um es zu betonen. Gefolgt wird es vom Subjektfolgt noch. und dieses wiederum vom Prädikat (Verbfolgt noch.).
Nicht zulässig in der DSGS ist die Reihenfolge O-V-S (Objektfolgt noch. – Prädikat (Verbfolgt noch.) – Subjektfolgt noch.). Steht das Objektfolgt noch. an erster Stelle, darf es nicht vom Prädikat (Verbfolgt noch.), sondern muss zwingend vom Subjektfolgt noch. gefolgt werden (O-S-V).
Während bei der Abfolge der Gebärden innerhalb von Subjektfolgt noch., Objektfolgt noch. und Prädikat (Verbfolgt noch.) sowie bei der Abfolge zwischen diesen Satzgliedern ein gewisser Spielraum besteht, ist dies beim Referenzieren auf sie nicht der Fall: Jede Bezugnahme auf ein Subjektfolgt noch. beziehungsweise Objektfolgt noch. muss zwingend mit dem entsprechenden Lokus übereinstimmen; jedes Prädikat (Verbfolgt noch.) muss ebenfalls die richtige räumliche Anordnung von Subjektfolgt noch. und Objektfolgt noch./en widerspiegeln.
Die Anordnung Objektfolgt noch. – Subjektfolgt noch. – Prädikat (Verbfolgt noch.) (O-S-V) findet in Gebärdensprachen oft Verwendung. Sie entspricht dem Informationsstruktur-Prinzip «Vom Allgemeinen zum besonderen Detail». Steht das Objektfolgt noch. zu Beginn einer Aussage, so erhält es mehr Gewicht; es wird zum zentralen Thema der Aussage gemacht.
Es folgen einige Beispiele einer solchen Fokussierung auf das Objektfolgt noch.:
(a) THEATER IX-1 1EINTRETENa | INTERESSANT IX-a(HF:5 Bereich) || 00:28–00:32
‚Das Theater, (das ich besucht habe), war sehr interessant.‘
Zunächst wird ins Thema – ‚das Theater‘ – eingeführt und anschliessend ein Kommentar dazu abgegeben oder es werden spezifische Informationen zum Theaterbesuch angefügt.
(b) GLACE IXa IX-1 FEIN IXa Geste(sehr) || 00:41–00:44
‚Das Glacé finde ich sehr fein.‘
Auch in diesem Beispiel (b) wird zunächst auf ‚das Glacé‘ fokussiert, dann folgt ein Kommentar dazu.
(c) GESTERN IX-1 UNFALL |….. 00:48–00:50
‚ … beim gestrigen Unfall … . ‹
In diesem Beispiel (c) wird zuerst in das Thema ‚Ich hatte gestern einen Unfall‘ eingeführt, so dass das Gegenüber sofort im Bilde ist, worum es geht. Anschliessend folgt die genaue Schilderung des Geschehenen. In der deutschen Sprache wird nicht immer gleich zu Beginn einer Aussage so explizit in das übergeordnete Thema eingeführt.
Das Subjekt nimmt in einem Aussagesatz eine wichtige Rolle ein; deshalb wird es von Zeit zu Zeit wiederholt, oft auch am Schluss noch einmal erwähnt. Die Wiederholung dient der Kohärenz über die gesamte Aussage hinweg und stellt sicher, dass stets Klarheit über den Satzgegenstand besteht.
Jedes Satzglied kann durch zusätzliche Informationen (Attribute) angereichert werden. Zusätzliche Attribute vermitteln genauere Informationen zu einem Geschehen / einer Tätigkeit (was, wie) oder zu einer Eigenschaft. Die zugeschriebene Eigenschaft kann sich dabei auf das Tempo eines Vorgangs (schnell, langsam), auf das Alter (jung, alt), auf die innere Verfassung einer Person (nervös, lustig), das Aussehen einer Sache wie die Farbe (rot) etc. beziehen.
Die Stellung des zusätzlichen Attributs innerhalb eines Satzgliedes kann unterschiedlich sein. Dazu einige Beispiele:
(a) ROT JACKE 00:49–00:51
‚Die rote Jacke.‘
(b) BLAU AUTO 00:51–01:31
‚Das blaue Auto.‘
(c) BLAU AUTO oder AUTO BLAU 00:56–01:06
‚Das blaue Auto.‘
Die Beispiele (a)/(b) und (c) weisen eine andere Reihenfolge auf. In Beispiel (a) und (b) wird das zusätzliche Attribut dem Substantiv vor-, in Beispiel (c) dem Substantiv nachgestellt. Beide Positionen sind korrekt.
Möglicherweise hängt die Stellung des zusätzlichen Attributes innerhalb eines Satzgliedes davon ab, welcher Teil der Aussage hervorgehoben werden soll: Steht das zusätzliche Attribut vor dem Substantiv, so wird letzteres betont (‚Das blaue Auto.‘), steht es hingegen nach dem Substantiv, so erhält das zusätzliche Attribut mehr Gewicht (‚Das blaue Auto.‘).
Welcher Inhalt betont wird, lässt sich ebenfalls an der Mimikfolgt noch. – am Heben der Augenbrauen – ablesen.
Zusätzliche Attribute innerhalb eines Satzgliedes nutzen häufig lexikalisierte Gebärden (‚SCHNELL‘, ‚ROT‘, ‚GRÜN‘, ‚‘LANGSAM, ‚JUNG‘, ‚ALT‘). Innerhalb eines Prädikats werden sie jedoch oft durch – simultan mit dem Verbfolgt noch. ausgeführte – nichtmanuelle Komponenten ersetzt, wie das folgende Beispiel zeigt:
(d) BLAU AUTO PROD-autofahren(Kurve) 02:01–02:03
‚Das blaue Auto fährt schnell um die Kurve.‘
Dass das Auto schnell fährt, wird in Beispiel (d) mittels MundformEine Mundform (auch Mundgeste genannt) ist eine Mundbewegung (Lippen-, Zungen- und Wangenbewegung), die nicht von der gesprochenen Sprache abgeleitet ist… (‚bam‘) und durch das Tempo der Gebärde ‚FAHREN‘ vermittelt. Dass gleichzeitig eine halbkreisförmige Bewegungfolgt noch. ausgeführt wird, zeigt zudem auf, dass das Auto um die Kurve fährt.
Bezüglich Reihenfolge von Verbfolgt noch. und zusätzlichem Attribut ist auch folgende Variante zulässig:
(e) AUTO BLAU PROD-autofahren(Kurve) 02:16–02:19
‚Das blaue Auto fährt schnell um die Kurve.‘
Im Gegensatz zu Beispiel (d) steht das zusätzliche Attribut ‚SCHNELL‘ hier nach dem Substantiv.
Es dürfen auch lexikalisierte Gebärden und nichtmanuelle Komponenten kombiniert werden:
(f) AUTO BLAU SCHNELL PROD-autofahren(Kurve) 02:24–02:28
‚Das blaue Auto fährt schnell um die Kurve.‘
Das schnelle Fahren wird sowohl durch nichtmanuelle Komponenten als auch durch die lexikalisierte Gebärde ‚SCHNELL‘ ausgedrückt.
Es ist nicht immer einfach zu erkennen, wo eine Aussage endet und eine neue beginnt. Während in der gesprochenen Sprache Anfang und Ende einer Aussage durch Intonation gekennzeichnet sind, werden in Gebärdensprachen dazu v.a. nicht-manuelle KomponentenNicht-manuelle Komponenten (NMK) sind lexikalische oder informationstragende Einheiten, die durch andere Artikulatoren als die Hände ausgedrückt wird. NMK betreffen die… eingesetzt.
Kennzeichnung Satzanfang:
Kennzeichnung Satzende:
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