Gebärdensprachen ändern sich im Laufe der Zeit

Warum verändern sich Gebärdensprachen im Laufe der Zeit? Dies sind einige der Gründe:

 

(a) Es gibt keine Gebärde für ein Konzept, über das man oft sprechen möchte – also muss eine neue Gebärde erfunden werden.

(b) Die bestehende Gebärde ist nicht mehr akzeptabel.

(c) Die jüngere Generation möchte sich von der älteren Generation unterscheiden.

 

Grund (a) Wenn es für ein Konzept, das man besprechen möchte, keine Gebärde gibt, kann man das Konzept umschreiben, zum Beispiel wie es aussieht und wofür es verwendet wird. Oder man leiht sich ein bestehendes Gebärdenzeichen aus einer anderen Gebärdensprache. Oder man kann ein deutsches Wort mit den Fingern buchstabieren (eine Technik, die von DSGS-Gebärdenden nicht oft verwendet wird). Aber wenn man einen Begriff oft benutzt, kann man auch eine neue DSGS-Gebärde erfinden. Zum Beispiel wenn Gebärdende sich in einem neuen Job oder in einem neuen Bildungsumfeld befinden oder man eine Gebärde für eine neue Technologie (wie ein Handy oder Zoom) braucht. Wichtig ist, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, eine neue Gebärde zu erstellen. Neue Gebärden basieren oft auf einer visuellen Metapher für das Konzept oder dem gesprochenen Wort für die Konzepte. Die Gebärde FACEBOOK zum Beispiel verwendet die beiden ausgestreckten flachen Hände, wie sie im Gebärden für Buch verwendet, aber hier auf beiden Seiten des Gesichtes des Gebärdenden platziert werden. DSGS-Gebärdende verwenden auch oft die Technik, eine bestehende manuelle Gebärde mit einer verwandten Bedeutung zusammen mit einem neuen Mundbild zu produzieren.

 

Grund (b) Einige neue Gebärden müssen geschaffen werden, um eine bestehende Gebärde zu ersetzen, die aufgrund der sich ändernden öffentlichen Sitten unannehmbar geworden ist. Eine ältere Gebärde für «Frau», die die Form einer Brust zeigte, wurde durch eine Form ersetzt, bei der die Finger das Ohrläppchen einklemmen, wie es ein Ohrring tut.

 

Grund (c) Die jüngere Generation von Gebärdenden (wie ihre sprechenden Altersgenoss:innen) zieht es oft einfach vor, eine von der älteren Generation verwendete Form durch ihre eigene neue Form zu ersetzen. Die jüngeren Gebärdenden, die nicht mehr wie die ältere Generation mit Hilfe von Mundbildern zwischen den Bedeutungen von Gebärden unterscheiden wollen, versuchen zum Beispiel, neue Gebärden zu schaffen, die mehr auf den visuellen Eigenschaften des/der Referent:in basieren.

Es bleibt abzuwarten, ob die mit diesen Methoden geschaffenen neuen Gebärden von der Gemeinschaft übernommen und zu lexikalisierten Gebärden werden.

No Comments

Post A Comment

Skip to content